Klavier-Technik: Tipps und Tricks für ambitionierte Amateure

Nach einem Jahrzehnt Klaviererfahrung möchte ich meine Erkenntnisse teilen. In diesem Blog erfährst du wichtige Tipps, wie du als ambitionierter Amateur effektiv üben kannst, um deine Fähigkeiten zu verbessern und das Beste aus deinem Spiel herauszuholen, auch ohne professionelle Ausbildung oder Wettbewerbserfahrung.

6/11/20254 min read

Hands are playing the keys of a piano, with fingers gracefully positioned over the black and white keys. The focus is on the movement and posture of the hands, suggesting a sense of rhythm and melody.
Hands are playing the keys of a piano, with fingers gracefully positioned over the black and white keys. The focus is on the movement and posture of the hands, suggesting a sense of rhythm and melody.

Ratgeber zur Klaviertechnik für ambitionierte Amateure

Das Klavierspiel ist eine bereichernde Aktivität, die man für sich selbst entdecken kann. Dabei ist der Weg zur technischen Meisterschaft lang und oft herausfordernd. Trotzdem können ambitionierte Amateure mit der richtigen Herangehensweise und Übungsstrategie schnelle Fortschritte erzielen. In diesem Ratgeber gebe ich einige nützliche Tipps, die dir helfen werden, deine Klaviertechnik zu verbessern, insbesondere durch das Üben mit einem Metronom.

1. Die Bedeutung des Metronoms

Ein Metronom ist ein unverzichtbares Hilfsmittel, um dein Zeitgefühl zu schulen. Es hilft dir, ein konsistentes Tempo zu halten und Rhythmusgefühl zu entwickeln. Egal, ob du Hanon-, Czerny- oder andere technische Übungen machst – das Üben mit einem Metronom sollte an erster Stelle stehen. Wenn ich zuhause übe, sehe ich das Metronom als meinen Lehrer: Der Lehrer, der mich ermahnt sobald ich aus den Takt gerate. Der Schlüssel dabei ist, dass das Tempo nicht zu schnell gewählt wird, sodass du überfordert bist, aber auch nicht so langsam, dass du das Interesse verlierst. Sei dabei immer ehrlich mit dir selbst und frage dich, ob du in diesem Tempo denn wirklich gut zurecht kommst oder nicht.

2. Üben ohne Druck

Eine wesentliche Erkenntnis aus meiner eigenen Erfahrung ist, dass man am schnellsten Fortschritte macht, wenn das Ergebnis egal ist. Oft sind wir zu sehr auf perfekte Ergebnisse fixiert, was zu Frustrationen und dem Verlust der Freude am Spielen führen kann. Stattdessen sollten wir uns auf den Prozess des Übens konzentrieren. Lass die Perfektion hinter dir und genieße es, neue Fähigkeiten zu lernen. Das klingt natürlich leichter als es ist, doch genau so habe ich es erlebt: Während der Vorbereitungsphase vor dem Abitur hatte ich immer nur den nächsten Prüfungstermin im Kopf und habe mich damit auch ans Klavier gesetzt. Oft war ich dadurch so überwältig, dass ich nicht ordentlich üben konnte. Als schließlich die Abitur-Prüfung bestanden war spürte ich große Erleichterung, denn plötzlich habe ich nur noch für mich geübt anstatt für gewisse Termine. So kann ich mich jetzt vollständig auf den Übe-Prozess konzentrieren - das Ergebnis fällt anschließend automatisch gut aus. Das ist vermutlich der große Luxus vom Amateur!

3. Die richtige Übegewohnheit etablieren

Eine gute Übegewohnheit ist einer der entscheidenden Faktoren für eine kontinuierliche Verbesserung. Dies wird oft von Amateuren unterschätzt. Die Fähigkeit, regelmäßig und diszipliniert zu üben, ist die Grundlage für jeden Fortschritt. Setze dir realistische Ziele und achte darauf, dass deine Übungseinheiten regelmäßig stattfinden, um Fortschritte zu erzielen. Inspiriert von James Clears Buch „Atomic Habits“ kann ich dir nur ans Herz legen, kleine, aber stetige Änderungen in deinen Gewohnheiten vorzunehmen. Etabliere eine feste Übezeit, um sicherzustellen, dass das Üben ein Teil deines Alltags wird. In meiner Kindheit sah ich einmal eine Reportage über Lang Lang, in der er erzählte, dass er schon morgens in aller Frühe mit dem Klavier seine Nachbarn weckte. Das ist natürlich nicht jedem zu empfehlen, aber dennoch ein gutes Beispiel für eine Übegewohnheit - schaut nur was aus Lang Lang geworden ist!

4. Tonleitern als Fundament

Eine der bedeutendsten Übungen zur Verbesserung deiner Klaviertechnik sind Tonleitern. Diese bieten dir die Möglichkeit, Fingerfertigkeit, Fingerunabhängigkeit und allgemeine Musikalität zu entwickeln. Beginne langsam und kontrolliert und steigere dich allmählich. Die regelmäßige Übung von Tonleitern wird nicht nur deine Technik verbessern, sondern auch dein Gehör schulen und dein musikalisches Verständnis vertiefen. Auch wenn es natürlich nicht unser Ziel ist, wie Lang Lang zu werden, muss ich auch hier anmerken: Lang Lang soll wohl täglich ca. 20 Minuten Tonleitern geübt haben. Das ist doch eine interessante Gewohnheit, denn sind wir einmal ehrlich: 20 Minuten des Tages hat man schon einmal übrig.

5. Variiere deine Übungen

Um Langeweile zu vermeiden und die Motivation hochzuhalten, ist es wichtig, deine Übungsroutine zu variieren. Übe verschiedene technische Übungen und kombiniere diese mit deinem Repertoire. Das sorgt nicht nur für Abwechslung, sondern hilft auch dabei, die neu erlernten Fähigkeiten im Kontext der Musik anzuwenden. Hast du beispielsweise normale Tonleitern gemeistert, versuche es eine Zeit lang mit Tonleitern in Oktaven. Gegen die Langeweile könntest du dir gezielt Stücke auswählen, in welchen bspw. Tonleitern zu finden sind - davon gibt es ja genügend!

6. Der Einfluss eines guten Klavierlehrers

Ein erfahrener Klavierlehrer kann dir wertvolle Hinweise geben und individuell auf deine Fortschritte eingehen. Ein guter Lehrer versteht die Balance zwischen Herausforderung und Überforderung und leitet dich so, dass du stets motiviert bleibst. Suche nach jemandem, der nicht nur technisch kompetent ist, sondern auch die Fähigkeit besitzt, dir Freude am Lernen zu vermitteln. So habe ich manchmal mit meiner Klavier-Lehrerin eine richtig gute Zeit im Unterricht, trotz mangelnder Übung in der vorangegangenen Woche. Wenn ich also eine Woche lang nicht so weit voran komme, dann spielen wir einfach ein einfacheres vierhändiges Stück vom Blatt oder ähnliches. Dabei ist die Unterrichtszeit ebenfalls optimal genutzt, denn zu Hause habe ich ja kein zweites Paar Hände herumliegen, das mit mir Klavier spielt.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entwicklung deiner Klaviertechnik als ambitionierter Amateur sowohl Disziplin als auch Freude erfordert. Die regelmäßige Übung mit einem Metronom, der Fokus auf den Lernprozess statt auf das Ergebnis, das Etablieren von Übegewohnheiten und das Üben von Tonleitern sind die Grundpfeiler deines Fortschritts. In Verbindung mit einem kompetenten Lehrer und dem Mut, Neues auszuprobieren, wirst du deine musikalischen Ziele schneller erreichen, als du denkst. Mit Disziplin meine ich übrigens das konsequente tägliche Üben, bei dem man an manchen Tagen das Gefühl hat, man sei überhaupt nicht vorangekommen. Disziplin ist es für mich, sich davon nicht täuschen zu lassen und an den langfristigen Fortschritt zu denken. Lass dich inspirieren und erinnere dich daran, dass jeder Meister einmal ein Anfänger war. Viel Erfolg und Spaß beim Üben!